57. Bosnien-Herzegowina & Kroatien

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In Kroatien können wir nach ein paar Kilometern auf eine kleinere Strasse abbiegen, welche Schilder speziell für Fahrradwege hat – und sogar eine Station mit Werkzeug und Fahrradpumpe! Wir brauchen jedoch gerade nichts davon und fahren munter daran vorbei. Es ist ein herrlicher Frühlingstag und die Fahrt geht neben Blumenwiesen und blühenden Bäumen an die Adriaküste. Dubrovnik ist bereits von Weitem zu erkennen und wir geniessen die malerische Aussicht, bevor wir in die Stadt düsen. Hier schlendern wir durch die beeindruckende Festungsmauer und lassen uns von der schönen Altstadt verzaubern. Jahrzehnte vor uns tat dies schon ein anderer Schweizer – Camille Bloch. Dieser war so beeindruckt von der Stadt, dass er zu ehren der Region die gleichnamige Schokolade „Ragusa“ kreierte 🙂

Nebst der Stadtbesichtigung planen wir auch unsere Weiterfahrt über die Inseln und stellen fest, dass viele der kleineren Fähren auf unserer Route nur in der Hochsaison fahren – und die beginnt erst in einem Monat. So werfen wir unsere Pläne über den Haufen, machen von Dubrovnik aus eine kleine Schleife und verlassen Kroatien bereits wieder oberhalb der Stadt. Von Bosnien aus haben wir noch einen schönen Blick zum Meer, bevor wir den „Ciro“ unter die Räder nehmen. Dies ist die alte Eisenbahnstrecke Dubrovnik-Mostar, welche in einen Fahrradweg umgewandelt wurde. Teils asphaltiert, teils Schotterpiste, aber praktisch ohne motorisierten Verkehr. Am Abend schlagen wir unser Zelt an einem Stausee auf.

Weiter geht es über einen kleinen Pass und dann über den Schotter des alten Geleisbeets mit einem sanften Gefälle und in grossen Schlaufen runter. Eindrücklich fahren wir durch tiefe Einschnitte in den Felsen und durch viele alte Tunnel. Dazwischen gibt es immer wieder eine schöne Aussicht und ein paar Mal überqueren wir sogar Brücken welche von Herrn Eifel konstruiert wurden.

Unten bei Čapljina biegt die alte Eisenbahn Linie in die noch verwendete Verbindung ein. Dennoch führt uns die Ciro Fahrradroute über kleine, unbefahrene Strassen Richtung Mostar. Um in Blagaj das alte Derwisch Kloster zu besuchen, machen wir einen kleinen Umweg und sind erstaunt wie viele Touristen (hauptsächlich aus der Türkei) wir da antreffen.

Weiter geht’s bis Mostar, wo wir die historische Altstadt schön beleuchtet antreffen und am nächsten Morgen in herrlichem Sonnenschein einen ausführlichen Spaziergang machen.

Nun radeln wir bereits wieder zur kroatischen Grenze und durchs hübsche, bergige Hinterland. Vorbei am ehemaligen Piratennest Omiš, gelangen wir an die Küste und düsen mit Rückenwind nach Split mit seinem schönen Altstadtviertel.

Von Split aus wollen wir dem EuroVelo 8 nordwärts folgen. Dieser führt uns direkt auf eine Schotterstrasse durch die Ruinen einer altern römischen Stadt und auf asphaltierter Strasse weiter zur hübschen Kleinstadt Trogir.

Von hier aus fahren wir auf einer kleinen Strasse durchs hügelige Hinterland und schöne Olivenhaine. Als wir durch eine kleine Ortschaft langsam einen Hügel hochkrakseln, spricht uns ein alter Mann an und bietet uns Schnaps und Bier als Stärkung an. Da wir vor Einbruch der Dunkelheit noch zum höchsten Punkt wollen, lehnen wir aber dankend ab. Vorbei an einem Teich, welcher auf einem Schild als der grösste und der schönste Teich der Gegend gepriesen wird, geht es auf Feldwegen weiter. Oben angekommen, an einer Stelle mit bester Aussicht aufs Meer, stellen wir unser Zelt auf.

Am nächsten Tag düsen wir mit Rückenwind nach Šibenik um die Gesichter der Jakobskathedrale zu betrachten.

Seit der Türkei ist hier zum ersten Mal der Euroveloweg wieder ausgeschildert und prompt biegen wir beim zweiten Wegweiser eine Strasse zu früh ab, vor lauter Enthusiasmus nicht selber navigieren zu müssen. Da zum Teil Wegweiser umgedreht wurden, verlassen wir uns wieder auf unsere Karte und fahren über kleine Nebenstrassen zum Vransko See, dem grössten Süsswassersee in Kroatien. An dessen Ufer gibt es Picknick Tische und wir planen hier zu zelten. Leider gibt es auch ein Schild „Zelten verboten“. Während des Kochens recherchieren wir etwas und die Bussgelder für Wildcampieren sind bis zu 400€. Vor allem in Nationalparks und an der Küste werde viel kontrolliert. Da wir in Küstennähe und in einem Nationalpark sind, bekommen wir ein mulmiges Gefühl und rufen den Campingplatz drei Kilometern weiter vorne an. Eigentlich ist die Saison noch nicht eröffnet, aber wir sollen einfach anrufen wenn wir dort sind. So radeln wir die letzten Kilometer im Schein des Vollmonds und werden mit selbst gemachtem Kirschenlikör begrüsst. Da sonst niemand hier ist, bietet uns der freundliche Besitzer an auf dem Bettsofa im Aufenthaltsraum mit Kamin zu übernachten. So haben wir eine sehr feudale „camping“ Nacht.

Ausgeruht folgen wir weiter dem EuroVelo 8, welcher uns mit einer kleinen Autofähre auf die Insel Pašman führt. Leider regnet es die ganze Zeit auf der Insel und so können wir die schönen Strände nicht wirklich geniessen, sondern suchen Schutz wo immer möglich, denn die Cafés sind in der Nebensaison geschlossen. Am anderen Ende der Insel gibt es wieder eine kleine Fährfahrt und schon kommen wir in Zadar an.

Hier mieten wir ein kleines Apartment mit Waschmaschine und geniessen einen freien Tag während es draussen in Strömen regnet. Ausserdem müssen wir Grosseinkauf für das bevorstehende Osterwochenende machen, da wir davon ausgehen, dass im katholischen Kroatien alles geschlossen sein wird. Nach dem Regentag machen wir doch noch eine kleine Rundfahrt durch die Altstadt von Zadar und lauschen den Klängen der Meeresorgel, einem Kunstwerk, welches durch die Wellen angetrieben, Musik macht.

Weiter führt uns der EuroVelo durch das historische Dorf Nin bevor wir einen Bogen wieder etwas in den Süden machen. Doch es weht ein starker Südwind mit Böen von 60 Stundenkilometer und so kommen wir überhaupt nicht voran. Etwas frustriert wollen wir schon umdrehen und einfach mit dem Wind an der Küste hochfahren. So biegen wir auf eine Schotterstrasse und als wir einen wunderschönen Platz inmitten von blühenden Erikas und wilden Spargeln finden, beschliessen wir nochmals eine Nacht darüber zu schlafen.

Ausgeschlafen entschliessen wir uns doch, durch die Berge weiter hinten zu fahren. In dieser Landschaft wurde „Winnetou“ gedreht und so stellen wir uns vor unsere Räder seien Pferde und wir die Indianer. Wohl zum letzten Mal auf unserer Reise verlassen wir das Meer und im Schritttempo geht es auf einen Pass. Auf der anderen Seite galoppieren wir runter und gelangen zu einem schönen See wo wir zwei Kroaten treffen, welche einmal in Deutschland und der Schweiz gearbeitet haben. Sie suchen Bärlauch und erklären uns, dass heute (Karfreitag), kein Fleisch und kein Alkohol konsumiert werden. Wir setzen unseren Ritt noch etwas fort bis wir in einem Wald an einem kleinen Flüsschen unser Tippi aufstellen und unsere Pferde grasen lassen.

Am nächsten Morgen geht es mit leichtem Rückenwind durch eine Hochebene. Gegen Abend finden wir noch einen geöffneten Laden und kaufen einen 7-Liter Wasserkanister um unsere Flaschen aufzufüllen. Christof will den leeren Kanister zum entsorgen zurückgeben, die freundliche Ladenbesitzerin missversteht Christof jedoch und füllt den Kanister wieder mit Wasser. So packen wir diesen auch noch auf unser Gepäck. Hier im Hinterland ist es einfacher einen Zeltplatz zu finden und so müssen wir unsere 14 Liter Wasser nicht mehr weit schleppen. Am nächsten Tag sind wir schliesslich froh um das Zusatzwasser, denn heute ist alles geschlossen und die Brunnen auf dem Weg sind ausgeschaltet.

Nach einem Anstieg haben wir noch einmal einen, leider durch den Saharastaub in der Luft etwas getrübten, aber doch herrlichen Ausblick aufs Meer. Bei leichtem Nieselregen radeln wir vorbei an grasenden Pferden und durch schöne Wälder bevor wir unsere letzte Nacht in Kroatien auf einem Camping mit warmer Dusche nahe Delnice verbringen.

Der nächste Morgen beginnt sonnig, doch während wir den letzten Berg zur Grenze hochpedalen, beginnt es zu regnen. So erreichen wir den verlassenen Grenzposten durchnässt und sind froh müssen wir nicht stoppen, sondern können neben dem grossen Schild „freie Durchfahrt“ vorbeidüsen.

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