52. Istanbul – Ayvalik

Zurück in der Türkei, gehen wir in ein Hotel in Flughafennähe um unsere Fahrräder wieder zusammenzusetzen. Wir sind beide etwas enttäuscht darüber dass wir hierhin geflogen sind. Aber die türkische Gastfreundschaft wird schnell wieder spürbar. Bereits auf dem Weg ins Stadtzentrum wird uns aus einem vorbeifahrenden Auto Wasser gereicht und in der Stadt übergibt uns ein Rollerfahrer Orangen. Der Weg ins Stadtzentrum führt uns an einem der alten Aquädukte nach Istanbul vorbei und zu einer schönen Promenade entlang des Bosphorus. Im Hostel hat es einige nette andere Gäste mit denen wir die Dachterrasse und die Aussicht geniessen. Es ist spannend wieder einmal mit Leuten aus „unserem Kulturkreis“ zu reden, die auch privilegiert sind und reisen und Urlaub machen können. Die meisten Leute denen wir in den letzten Monaten begegnet sind, haben diese Privilegien nicht und können sich derartige Reisen oder schon einfach Urlaub gar nicht richtig vorstellen.

In Istanbul besuchen wir natürlich einige Sehenswürdigkeiten, sind schockiert über die hohen Preise (seit unserer ersten Türkei Durchfahrt haben sich die Preise verdoppelt!) und machen einen Ausflug zu den Princess Islands um die grüne und blaue Landschaft zu geniessen.

Um nicht denselben Weg zurück aus der Stadt zu fahren, nehmen wir die Fähre von Istanbul nach Bandirma. Hier sind die Preise (zu unserer Erleichterung) gleich etwas niedriger. Der Südküste der Marmarasee entlang fahren wir westwärts Richtung Mittelmeer. Hier ist die Landschaft wieder viel grüner und es wimmelt nur so von schönen Plätzen um unser Zelt im versteckten aufzustellen.

Als wir über einen Feldweg vom schönen Zeltplatz zurück auf die grosse Strasse radeln, kommt Patricia ein Ast in die Speichen und es knirscht laut… Kette und Schaltung sind hinüber und ein paar Kränze sind verbogen. So schieben wir die Räder bis zum nächsten Dorf, wo ein kleiner Bus steht, welcher uns zur nächsten grösseren Ortschaft mitnimmt. Etwas ausserhalb gibt es ein Quartier mit vielen Automechanikern und dort lädt uns der freundliche Busfahrer aus. Als erstes werden wir zu Tee eingeladen und dann wird das Fahrrad begutachtet. Niemand dort hat eine neue Schaltung und so fährt uns einer der Mechaniker mit seinem Auto zu einem Laden in der Stadt. Und siehe da, aus einer Kartonschachtel zaubert der Besitzer eine neue Schaltung. Zurück in der Garage bauen wir diese ein und können so zumindest bis Canakkale fahren. Dort finden wir einen freundlichen Mechaniker, der meint eine neue Kassette hat er nicht, aber er kann alles wieder gerade biegen.

Während wir in Canakkale sind, zieht ein Wintersturm heran und bringt sogar Schnee. Wir besuchen die Festung an dieser engsten und strategisch wichtigen Stelle der Dardanellen.

Nach zwei Tagen ist der Schnee wieder geschmolzen und wir fahren weiter nach Troja, wo die legendäre Geschichte von Homer stadtgefunden haben soll. Wir finden eine kleine Pansion wo ein Bauer und seine Frau ein paar Zimmer vermieten. Am nächsten Morgen lassen wir unser Gepäck dort und besichtigen das Museum sowie die Ruinen.

Anstelle des eingeplanten halben Tages kommen wir erst kurz nach Sonnenuntergang zurück zur Pansion. Als wir fragen ob wir doch noch eine Nacht länger bleiben können, werden wir gleich ins Wohnzimmer gesetzt und erhalten selbstgemachten, frischen Börek und Wein aus den eigenen Reben zum Abendessen.

Am nächsten Morgen fahren wir durch Olivenhaine und am Strand entlang weiter in den Süden. Gegen Abend erreichen wir einen Campingplatz am Strand. Wir werden herzlich empfangen und man teilt uns mit, dass Fahrradfahrer gratis kampieren dürfen 🙂

Blick aus dem Zelt

Weiter schlängelt sich die Landstrasse über viele Hügel durch eine wunderschöne Landschaft und immer wieder sind wir versucht anzuhalten und unser Zelt aufzustellen. Nicht weil wir müde wären oder es schon spät wäre, nein einfach weil wir so viele perfekte Plätze sehen. Schlussendlich schlagen wir kurz vor der historischen Stadt Assos unser Zelt in einem Eichenhain auf.

Nach Assos biegen wir wieder auf die grosse Strasse ein und übernachten in einem Hotel am Strand. Im Sommer ist hier wohl die Hölle los, aber jetzt im Winter gleicht alles einer Geisterstadt.

Tags drauf haben wir in der Nähe von Ayvalik abgemacht. Doch die ersten Kilometer müssen wir gegen den Wind ankämpfen bis die Strasse eine Kurve um eine Bucht herum macht und uns der Wind langsam zu helfen beginnt. So erreichen wir pünktlich das Haus von Fedai. Ihn haben wir über Warmshowers durch seinen Freund Hayati kennen gelernt. Fedai lebt eigentlich in Frankreich, verbringt aber den Winter gerne in seiner Ferienwohnung im deutlich wärmeren Anatolien.

Während wir duschen und unsere Kleider waschen können, kocht Fedai ein leckeres Essen und Hayati kommt mit einer Flasche türkischem Raki. So wird es ein lustiger Abend mit guten Gesprächen und etwas Tanz im Wohnzimmer.

Eigentlich wollen wir am nächsten Tag weiterradeln, aber die Beiden bestehen darauf, uns noch die schönen Ecken der Umgebung zu zeigen. So geniessen wir die Aussicht vom „Teufels Tisch“, besuchen das idyllische Dorf Cunda, probieren das typische Ayvalik Toast und spazieren bei den eindrücklichen Klippen bevor wir den gelungenen Abend vom Vortag wiederholen. Vielen Dank Hayati und Fedai für das feine Essen, den Ausflug und die gute Gesellschaft!

2 Kommentare Gib deinen ab

  1. Waldvogel sagt:

    Sehr eindrücklich – vielen Dank und weiterhin gute und sichere Reise

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  2. Hallo meine Freunde, ich kenne wo Sie jetzt fahren https://brooklyn2jorusalom.blog/page/40/
    Wie weiter? Viele Grüssen!

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