54. Zurück in Griechenland

Auf Chios geniessen wir zwei Tage mit radeln durch die malerische, bergige Landschaft. Es hat viele hübsche Ortschaften, welche aktuell, im Winter, ziemlich ausgestorben wirken.

Chios ist vor allem berühmt als Insel des „Masticha“. Denn obwohl der Baum an unterschiedlichen Orten im Mittelmeerraum wächst, kann nur im Süden dieser Insel das Harz so rein gewonnen werden, dass es unter anderem zu Kaugummi und Bonbons (welche uns ein freundlicher Herr am Strassenrand schenkt), weiterverarbeitet wird. Daher gibt es auch ein Museum über die Kultur, den Anbau, die Ernte und Weiterverarbeitung des Masticha.

Zum Sonnenuntergang radeln wir in das nahegelegene Dorf Pyrgi. In dem hübschen Ort kaufen wir Proviant ein und gerade als wir weiter wollen, beginnt es zu hageln. Als es nach ein paar Minuten wieder aufhört, fahren wir noch ein bisschen weiter und zelten etwas ausserhalb des Ortes zwischen Olivenbäumen. Das Gewitter beginnt glücklicherweise erst so richtig als wir bereits unser Zelt aufgebaut und gekocht haben.

Am nächsten Tag scheint wieder die Sonne und wir fahren zu einem kleinen, abgelegenen Strand. Weiter geht es wieder bergauf nach Olimpei. Der Ort ist wie eine Festung aufgebaut und im Sommer scheinbar ziemlich touristisch. Im Winter wirkt er allerdings fast etwas ausgestorben, aber zu unserem Glück hat ein Restaurant geöffnet, welches lokale Köstlichkeiten (natürlich mit Masticha) anbietet. Das günstigste Getränk ist der leckere Hauswein und so probieren wir gerne ein Gläschen davon.

Unsere Route geht weiter über kleine Strassen an die Westküste der Insel und zurück über die Berge, durch kleine, hübsche Ortschaften in die Stadt Chios. Nach einem Abendessen, nehmen wir die Nachtfähre nach Piraeus.

Da wir Athen bereits auf dem „Hinweg“ besucht haben, entscheiden wir uns für die Weiterfahrt.

Nachdem wir den Stadtverkehr bewältigt haben (und uns über den schlechten Zustand der griechischen Strassen gewundert), erreichen wir nach einer kurzen Fahrt mit der Autofähre Salamina. Die Insel ist auf einer ruhigen Küstenstrasse zügig überquert und schon können wir wieder mit der Fähre zurück aufs Festland. Hier weht der Gegenwind kräftig, aber die Strasse führt uns wunderschön der Küste entlang zum Kanal von Korinth, welchen wir bei Sonnenuntergang bewundern. Der Souvenirstand ist bereits am zusammenräumen, aber es reicht noch gerade um ein Andenken zu kaufen. Dann rollen wir gemütlich in Korinth ein, wo wir die Fahrräder warten und die Nacht verbringen.

Weiter geht es der schönen Nordküste des Peloponnes entlang. Im Süden die Berge, im Norden das Meer und dazwischen hübsche, kleine Ortschaften und wenig Verkehr. Die (zumindest jetzt im Winter) verkehrsarme Strasse verläuft meist direkt am Wasser und lockt zu einem sehr kurzen Bad. Nach ein paar Tagen Fahrt auf dieser tollen Strecke, erreichen wir die Fähre zurück über den Golf von Korinth.

Beim Mittagessen auf der anderen Seite, merken wir, dass wir unsere Pässe beim Campingplatz, 20 Kilometer zurück, vergessen haben. Christof schwingt sich kurzerhand aufs Fahrrad um sie zu holen, während Patricia einen gemütlichen Nachmittag am sonnigen Strand verbringt. Da fahren Camille und Mathis, welche wir in Cesme getroffen haben, vorbei. Sie peilen einen Platz in der Nähe zum übernachten an – und ein paar Stunden später, gesellen wir uns wieder mit den Pässen in der Tasche, zu ihnen. Da wir alle nach Korfu wollen, radeln wir zu viert weiter der schönen Küste entlang und durch Salzfelder vorbei an Flamingos. Am Abend finden wir auf einer Wiese zwischen zwei Orangenplantagen einen schönen Zeltplatz und kochen am Feuer unser Abendessen. Wir freuen uns sehr seit langem wieder einmal ein Kartenspiel zu viert spielen zu können. Zum Frühstück gibt es leckeren Blutorangensaft aus den Früchten die bei der Ernte vergessen gegangen sind.

Die kleine Strasse ist verkehrsarm und führt durch schöne Landschaften aber wir sind dann doch froh, als wir nach 25 Kilometern wieder Asphalt unter den Rädern haben. Nach einem Mittagessen und einem paar Schwimmzügen im Ozeros See geht es wieder runter an die Küste. An einem Strand finden wir ein Zeltplatz. Zu unser Überraschung gibt es hier sogar eine öffentliche, aber kalte Dusche. Erfrischt wärmen wir uns an einem Schwemmholzfeuer.

Der Eurovelo 8 führt uns durch eine kleine Ebene mit Kiwi und Orangen Bäumen. Gerade als wir unser Mittagessen zubereitet haben, kommt eine Frau und gibt uns mit Gesten zu verstehen, dass wir sofort hier weg müssen. Zuerst sind wir etwas verwirrt, aber dann verstehen wir schell, denn einer in eine Giftwolke gehüllter Traktor fährt auf uns zu. Überstürzt packen wir alles und gehen ein paar hundert Meter weiter. Zu unseren Pfannen mit Essen haben wir jetzt auch noch einen Haufen Mandarinen, welche uns die Frau als Entschuldigung in die Hände drückt.

Trotz Gegenwind schaffen wir es in der Viererformation wieder ans Meer, wo wir in einem Olivenhain unsere Zelte aufbauen. Nach einem ruhigen Fahrtag über Nebenstrassen erreichen wir eine kleine ruhige Bucht, wo wir unsere Zelte aufschlagen, im Meer baden und noch einmal am Feuer Karten Spielen bevor wir am nächsten Morgen nach Igoumenitsa fahren.

In Igoumenitsa angekommen, wollen Camille und Mathis noch ein paar Sachen erledigen und dann die Fähre nach Korfu-Stadt nehmen. Wir hingegen entscheiden uns für die Fähre in den Süden der Insel, nach Lefkimmi. Durch einen plötzlichen Regenschauer überrascht, peilen wir das Café an, welches zum Glück gerade in diesem Moment öffnet und nur wenige Meter entfernt ist. Die nette Besitzerin lädt uns zu heisser Schokolade und Gebäcken ein, und ein anderer Gast noch auf Kaffee, während wir auf besseres Wetter warten. Glücklicherweise drücken die Sonnenstrahlen nach nicht allzu langer Zeit wieder durch und wir biegen auf die Strasse zur Westküste ab. Es geht durch alte Olivenhaine und mit immer wieder schönen Ausblicken aufs Meer. Kurz vor Sonnenuntergang, sehen wir einen Mann bei einem Grundstück mit Baustelle und herrlichem Ausblick und fragen, ob wir unser Zelt im Garten aufstellen dürfen. Was für ein Glückstreffer! Am nächsten Morgen kommt der Mann zurück auf die Baustelle, bringt uns frisches Gebäck und griechischen Kaffee und zeigt uns sein Werk. Efcharistó polý!

Mit viel auf und ab geht es weiter zuerst der Küste entlang Richtung Norden, dann ein bisschen landeinwärts über die „letzte Bergkette“ und runter an die Nordküste.

Steile Strasse an der Westküste

Hier wohnt Reiner, den wir über Warmshowers kontaktiert haben, und wo wir auch Camille und Mathis wiedertreffen. In Reiners Garten dürfen wir unsere Zelte aufstellen und seine Waschmaschine und Küche benutzen. Er wohnt in einem kleinen idyllischen Häuschen mit schönem Ausblick und so geniessen wir einen sonnigen Tag dort. Nachdem wir noch ein Tag mit waschen, Sachen sortieren und kochen verbracht haben, radeln wir bei sehr wechselhaftem Wetter nach Korfu Stadt. Die venezianische Altstadt mit ihren engen und verwinkelten Gässchen lädt trotz Regen zum flanieren ein und in einer kleinen Gasse finden wir eine Bar mir Racomello (ein warmes Wintergetränk mit Honig und Zimt, welches wir vor zwei Jahren in Thessaloniki kennen gelernt haben).

Nun geht es mit der Fähre zurück nach Igoumenitsa. Trotz leichtem Nieselregen treffen wir auf eine entgegenkommende Tourenfahrerin aus Italien. Und schon nach ein paar Kilometern heisst es „antío Elláda“.

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